Den Einbau eines Dieselmotors statt des M180, zum Beispiel eines Motors des Typs OM617, ist aufgrund der dazu notwendigen Modifikationen an Schwungrad, Kupplungsglocke, Motoraufnahmen und Elektrik, sehr aufwändig. Eine solche sogenannte Verdieselung hat, abhängig vom eingebauten Motor, einen generell nur recht überschaubaren Effekt in Sachen Leistung, denn diese ist durch die diesbezüglichen Grenzen des Getriebes nur in recht kleinem Maße steigerbar. Bei 404ern ohne Unterstützung der Bremskraft (Sonderausstattung, durch Druckluft oder Unterdruck vom Krümmer, siehe hier) ist jegliche (auch kleine) Leistungssteigerung zudem ein Risiko für die Fahrsicherheit, denn die Bremsen sind dafür nicht ausgelegt. Recht viele, wenn nicht sogar die meisten Unimog 404, haben keine Unterstützung der Bremskraft. Bei ihnen sollte eine solche Unterstützung also neben dem Motortausch ebenfalls noch eingebaut werden, was den Aufwand der Maßnahme weiter erhöht. Was das Thema Kraftstoffersparnis angeht, so muss man recht viel fahren, um die nicht unerheblichen Umbaukosten wieder reinzuholen. Diesbezüglich ist ein Motortausch in den meisten Fällen also nicht zielführend und der Einbau einer Gasanlage wäre stattdessen wirtschaftlicher. Die Sinnhaftigkeit eines Motortauschs darf aufgrund all dieser Umstände summa summarum also durchaus bezweifelt werden.
Man gewinnt, wenn man Unterhaltungen über das Thema Verdieselung eines Unimog 404 anhört, zumeist auch den Eindruck, dass es bei dem Ganzen eigentlich mehr um die Schrauberei geht, als um den nach Fertigstellung erzielten Effekt. 😎 Was ja auch völlig in Ordnung ist, das kann natürlich jeder halten wie er möchte und ein herausforderndes Projekt ist so ein Umbau allemal. Aber man sollte sich und vor allem Anderen dabei idealerweise nichts vormachen und diesen Eingriff als wirtschaftlich sinnvoll oder gar als in Sachen Fahrleistungen notwendig darstellen. Beides ist bei der heutzutage üblichen Freizeit- oder Gelegenheitsnutzung eines Unimog 404 nicht der Fall.
Dennoch ist es so, dass einige aus der UNIMOG-Fangemeinde, wenn es um den Unimog 404 geht, sofort danach fragen, ob das Fahrzeug verdieselt sei und dass bei Verneinung dieser Frage die Augen verdreht oder entsprechende Bemerkungen gemacht werden. Ganz so, als ob der originale Motor zu nichts zu gebrauchen wäre und unbedingt getauscht werden müsse, um das Fahrzeug überhaupt sinnvoll nutzen zu können. Bei einigen Fahrern anderer historischer Baureihen gewinnt man zudem hier und da den Eindruck, dass der 404er bei ihnen nicht sonderlich beliebt ist und etwas stiefmütterlich behandelt wird, da er ja auch in vielerlei Hinsicht eine Sonderrolle im historischen Sortiment einnimmt. Insofern sind es manchmal offenbar auch nur diese Vorbehalte, beziehungsweise besser gesagt die persönlichen Vorlieben für andere UNIMOG-Typen, die dafür sorgen, dass es teilweise ganz gerne so dargestellt wird, als sei ein solch massiver Eingriff (Motortausch) notwenig, um einen Unimog 404 brauchbar zu machen. Bei den Besitzern, die einen Umbau bereits vorgenommen haben, ist es hingegen oft eine Art Rechtfertigungszwang für den aufwendigen und auch nicht ganz günstigen Eingriff, der dazu führt, dass einige Dinge manchmal etwas verschoben oder übertrieben dargestellt werden. Oder es ist, wie bereits erwähnt, die pure Begeisterung am Schrauben, die dem Thema Verdieselung mehr Bedeutung zukommen lässt, als es nüchtern betrachtet aufgrund der technischen Effekte sinnvoll wäre.
Egal aus welcher Ecke und mit welcher Motivation eine solche Umbaumaßnahme stellenweise als quasi alternativlos dargestellt wird, Einsteiger in die UNIMOG-Welt werden dadurch leider häufig stark verunsichert und teilweise sogar ganz vom Unimog 404 abgehalten. Ich möchte an dieser Stelle daher ganz deutlich sagen: Der M180 ist absolut passend und ausreichend für den Unimog 404! Ein Umbau ist keinesfalls notwendig und nicht mal wirklich sinnvoll!
Wer regelmäßig auf längere Reisen gehen möchte oder aus anderem Grunde extrem viel mit seinem Unimog 404 fährt, für den macht eine Gasanlage eventuell Sinn. Aber nur in absoluten Ausnahmefällen, zum Beispiel anlässlich einer Weltreise, ist eine Verdieselung in wirtschaftlicher und sonstiger Hinsicht (Leistung) sinnvoll. Allerdings sind das in aller Regel dann Fälle, in denen der Unimog 404 eigentlich ohnehin nicht die wirklich optimale Fahrzeugwahl darstellt (lesen Sie hierzu bitte auch meinen vorletzten Blogartikel), so dass am Ende eigentlich gar kein Nutzungsprofil übrigbleibt, bei dem eine Verdieselung wirklich notwendig ist. Kurz: Wer einen anderen Motor benötigt, der braucht eigentlich ein anderes Fahrzeug!
Ich persönlich würde von einem derart massiven Eingriff, wie dem Einbau eines anderen Motors, ohnehin schon aus Prinzip absehen, um das Fahrzeug in seiner Substanz möglichst original zu erhalten und nicht zu verbasteln. Eine wieder deinstallierbare Gasanlage wäre aus meiner Sicht die massivste noch halbwegs vertretbare werksfremde Modifikation. Aber da kann man natürlich anderer Ansiocht sein.
Wer eine Verdieselung vornehmen möchte, der kann sich neben Hinweisen in den einschlägigen Internetforen auch an den folgenden beiden Büchern orientieren, die zwar über keine ISBN-Nummern verfügen und neu nicht mehr erhältlich sind, die man aber gebraucht ab und zu in entsprechenden Internetshops oder auf Portalen wie Ebay oder Kleinanzeigen findet. Es sind erstens von Michael Haas und Gerald Dietrich das Buch UNIMOG-S 404 Verdieselung und zweitens von C. Kuhn das Buch UNIMOG-S Typ 404 als Wohnmobil Gesamtausgabe.
