Unimog 404 als Wohn-/Expeditionsmobil

Nicht wenige an historischen Unimog-Fahrzeugen Interessente möchten diese zum „Allrad-Wohnmobil“ beziehungsweise „Expeditionsmobil“ umbauen. Deshalb sind gut erhaltene Exemplare sehr gefragt, die dies ermöglichen, ohne einen ganz neuen/anderen Koffer aufsetzen zu müssen. Der Unimog 404 (Baumuster 404.114) und sein Nachfolger Unimog 435 (Baumuster 435.115, Modellbezeichnung U1300L) gingen in großen Stückzahlen an die Bundeswehr, wodurch viele Fahrzeuge mit Kofferaufbauten existieren. Diese wurden zum Beispiel als Funkkoffer oder für Krankentransporte genutzt. Sie eignen sich zum Umbau zur Wohnkabine, aber größtenteils ohne Stehhöhe darin. Insbesondere die Koffer des Unimog 404 sind mit (mittig) circa 1,40 m ziemlich flach. Bei den auf den U1300L (Unimog 435) installierten Sheltern/Koffern liegt teilweise zumindest annähernd Stehhöhe vor. Mit gesenktem Kopf kann man sich in diesen daher teilweise stehend bewegen. Manch ein Besitzer behilft sich bei sehr flachen Aufbauten wie den Funkkoffern beim Unimog 404 durch die Installation eines aufstellbaren Hubdachs auf dem Originalkoffer beziehungsweise durch eine dauerhafte (also nicht einklappbare) bauliche Erhöhung. Eine weitere Möglichkeit ist das Anbringen anderer entsprechend höherer Kofferaufbauten, aber dazu kann man natürlich ebensogut ein Basisfahrzeug ohne Kofferaufbau verwenden. Koffer mit permanenter Stehhöhe (fest installiert, kein Aufstelldach) wirken beim Unimog 404 und auch beim Unimog 416 mit ihren relativ flachen Fahrerhäusern optisch in der Regel recht unausgewogen, setzen sich gegenüber dem Fahrerhaus also zu hoch ab. Eine Art „Alkoven“, also eine von Wohnmobilen her bekannte Nische oberhalb des Fahrerhauses, kann da etwas optische Abhilfe schaffen und für ein ausgewogeneres Erscheinungsbild sorgen. Eine Alternative hierzu ist es, auf dem Fahrerhaus eine Vorrichtung für beispielsweise ein Ersatzrad oder eine Staukiste anzubringen, um eine allzu hohe Stufe hin zum Aufbau zu verhindern. Für meinen persönlichen Geschmack wirkt ein Unimog 404 oder 416, bei dem im Aufbau hinten auf diese Weise etwa 1,85 m bis 1,95 m Stehhöhe geschaffen wurde, dennoch in aller Regel zu hoch, selbst mit Alkoven oder Gepäckträger auf der Kabine. Im Foto oben sehen wir einen optisch sehr gelungene Ausnahme. In diesem Aufbau ist die Stehhöhe mit 1,75 m für viele etwas Größergewachsene zwar recht zu knapp bemessen, da ist Kopfeinziehen angesagt, aber als Kompromiss zwischen Optik, Kompaktheit und Komfort ist das durchaus annehmbar wie ich finde, zumindest bis zu einer Körpergröße bis etwas über 1,80 m. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Zu beachten gilt es bei solchen Umbauten in jedem Fall aber auch den verlagerten Schwerpunkt und die entstehenden Einschränkungen durch die größere Höhe, auch und gerade im Gelände. Selbstverständlich kann man aber auch eine Wohnkabine ohne Stehhöhe einrichten. In stark gebückter Haltung oder – was die bequemere Lösung ist – auf einem Rollhocker kann man sich dann durch den Wohnaufbau bewegen, in welchem man ja ohnehin überwiegend sitzt oder liegt. Eventuelle Einschränkungen des möglichen Böschungswinkels, durch gegebenenfalls erhöhten Überstand hinten, bedingt durch einen längeren Koffer, gilt es ebenfalls zu beachten bei Umbaumaßnahmen am Aufbau. Alles in allem eignen sich Unimog 404 und 416 eher für Wohnaufbauten ohne Stehhöhe, was sie so kompakt hält wie sie es ab Werk sind, während beim Unimog 435 Stehhöhe recht gut realisierbar ist, mit dem Nachteil einer insgesamt dann recht großen Höhe, was die Möglichkeiten im Gelände potentiell einschränkt. Mehr zum unmittelbaren Vergleich der drei Baureihen 404, 416 und 435 (und weiteren Alternativen) in ihrer Eignung als Offroad-Wohnmobil finden Sie hier.

Beispiele für Umbauten/Ausbauten:
Fotogalerie auf Benzworld.org mit ca. 50 zum Wohn- beziehungsweise Expeditionsmobil umfunktionierten Unimog 404. Und auch hier findet man viele Fotos von umgebauten Exemplaren.

Hohe Preise bei bereits fertiggestellten Wohnaufbauten:
Wenn ein bereits ausgebauter Wohnkoffer vorhanden ist und das Fahrzeug somit bereits eine Art Wohnmobil oder je nach Ausstattung und Bauart sogar ein Expeditionsmobil darstellt, gelten die unter Gebrauchtkauf eines Unimog 404 aufgeführten Preise ab etwa 8.000 Euro für fahrbereite Fahrzeuge in gutem Zustand nicht mehr, sondern gehen beim Unimog 404 gerne mal bis etwa 30 Tsd. Euro oder gar noch etwas darüber, beim 416 in Richtung 50 bis 60 Tsd. Euro und beim 435 kann es sogar 6-stellig werden. Ob das gerechtfertigt ist, sei dahingestellt. Offenbar werden solche Preise aber durchaus bezahlt. Wobei einige Anbieter es aber auch übertreiben und ihr Fahrzeug ewig lange inserieren müssen, bis es weggeht, falls es überhaupt jemand kauft. Dies kann man in den Online-Gebrauchtbörsen recht regelmäßig beobachten.

Mehrkosten für Fahrzeuge mit zum Ausbau geeignetem Kofferaufbau:
Bei fahrbereiten Fahrzeugen in gutem Allgemeinzustand mit zudem gut erhaltenen Kofferaufbauten, die sich zum Umbau zur Wohnkabine eignen, aber noch nicht ausgebaut sind, kann man am Gebrauchtmarkt mit etwa 5.000 Euro Aufpreis gegenüber den hier aufgeführten Preisen ohne einen solchen Aufbau rechnen. Diese Differenz übersteigt den sachlichen Zusatzwert durch den Aufbau bei weitem und spiegelt stattdessen eher den Marktwert aufgrund der relativen Seltenheit wieder. Wie wir weiter unten sehen werden, sind solche Fahrzeuge recht selten im Vergleich zum Gesamtangebot der Fahrzeuge. Hinzu kommt, dass sie durchschnittlich seltener weiterverkauft werden, weil sie erstens einen höheren Nutzwert aufweisen und zudem zweitens durch die Eigenschaft der Bewohnbarkeit auch oft ein noch engerer persönlicher Bezug der Besitzer zu ihrem Fahrzeug besteht, was den Weiterverkauf unwahrscheinlicher macht.

Verbreitung von Kofferaufbauten bei Unimog 404 und Unimog 435:
Beim Unimog 404 wurden etwa 15.000 Stück solcher zum Umbau zur Wohnkabine geeigneten Koffer für das Militär gebaut. Das sind weniger als ein Viertel der gut 64.000 gebauten Unimog 404, von denen über 50.000 Stück an Armeen gingen. Die genaue Anzahl beim Unimog 435 lässt sich leider nicht ermitteln. Bei insgesamt gut 30.000 gebauten Einheiten und davon etwa 22.000 für die Bundeswehr, dürften es jedoch deutlich weniger Exemplare mit Kofferaubbau sein als beim Unimog 404. Ich schätze die Größenordnung auf etwa 7.000 Stück. Natürlich besteht ja aber auch die Möglichkeit, einen Wohnkoffer auf ein Fahrzeug zu setzen, welches einen solchen ursprünglich nicht hatte, auch beim Unimog 416. Insbesondere beim Unimog 435 (U1300L) sieht man das recht häufig. … Wieviele Fahrzeuge heute überhaupt noch existieren, lässt sich bei keinem der Baureihen ermitteln und schon gar nicht, wieviele davon sich in Deutschland befinden und zudem in erhaltenswertem Zustand. Davon hängt aber das Gebrauchtangebot hierzulande ab.

Eine Momentaufnahme im März 2024 ergab folgendes Ergebnis bei der Gebrauchtbörse KLEINANZEIGEN, in der man in der Regel die meisten Angebote dieser Art findet. Fahrzeuge mit einem zum Wohnumbau geeigneten oder bereits zur Wohnkabine umgebauten Koffer gab es in folgender Anzahl, wobei die Preise von etwa 7.000 Euro bis über 100.000 Euro gingen, bei einem Zustand von extrem schlecht/unbrauchbar bis hin zu sehr gut:

  • Unimog 404: 11 Stück
  • Unimog 416: 3 Stück
  • Unimog 435: 15 Stück

Diese Angebotszahlen sind natürlich nur eine Momentaufnahme, aber in ihrer Verteilung entsprechen sie der von mir auch längerfristig wahrgenommenen Tendenz. Vor der Entscheidung für den Unimog 404, während der Phase der Orientierung in der Unimog-Welt, habe ich den Markt vieler Modelle und insbesondere auch dieser drei Baureihen aufmerksam beobachtet und auch seit dem Kauf des Unimog 404 tat ich dies aus Interesse weiterhin. Der modernere und daher komfortablere, dafür aber natürlich auch teurere, zudem wesentlich globigere und insgesamt komplexere Unimog 435 wird anteilig häufiger als Wohn-/Expeditionsmobil (nachträglich) hergerichtet als die älteren Modelle wie der Unimog 404. Dies überkompensiert auf dem Gebrauchtmarkt die Tatsache, dass vom Unimog 435 weniger Exemplare mit Kofferaufbauten produziert wurden als vom Unimog 404. Zudem ist er ja auch jünger, wodurch anteilig mehr der produzierten Fahrzeuge noch existieren dürften. Der Unimog 416 liegt zwar mit einer Gesamtstückzahl von über 45.000 Einheiten zwischen dem Stückzahlmeister Unimog 404 und dem Unimog 435, jedoch ging er ja nie an die Bundeswehr, wodurch zumindest die hierzulande angebotenen Fahrzeuge nur ganz selten im Original über einen entsprechend geeigneten militärischen Kofferaufbau verfügen. Es dürfte daher die Regel sein, dass Angebote von Unimog mit einem zum Ausbau geeignetem Kofferaufbau am häufigsten beim Unimog 435 vorzufinden sind, relativ dicht gefolgt vom Unimog 404, mit durchschnittlich schlechterem Zustand, dafür aber auch günstiger. Erst mit großem Abstand folgt dann mit insgesamt nur sehr wenigen Angeboten der Unimog 416, der preislich zwischen den beiden anderen Baureihen liegt und auch in Sachen durchschnittlichem Zustand.

Feuerwehraufbauten recht ungeeignet als Wohnaufbau:
Die für die Feuerwehren gebauten Kofferaufbauten mit ihren zahlreichen Unterteilungen und (noch) geringerer Bauhöhe als die oben genannten Koffer und einer teilweise auch über den Aufbau hinweg unterschiedlichen Bauhöhe eignen sich hingegen eher schlecht für einen derartigen Umbau. Es geht natürlich mit entsprechendem baulichem Aufwand dennoch. In der Zählung der angebotenen Fahrzeuge oben habe ich Feuerwehraufbauten aber nicht berücksichtigt.

Notfalltauglich: Kein Motorsteuergerät
In vielen privaten Nutzerkreisen von geländegängigen Fahrzeugen, insbesondere solchen, die sich zu einer Art Wohnmobil beziehungsweise Expeditionsmobil ausbauen lassen und/oder die auch als eine Art Notfall-Fahrzeug dienen können, wird einfache und solide ältere KFZ-Technik bevorzugt, an der man möglichst alles selbst instandhalten und zur Not auch reparieren kann. Bei einigen Nutzern ist im Speziellen auch insbesondere das Vorhandensein beziehungsweise die Abwesenheit eines Motorsteuergerätes eine nicht unbedeutende Frage. Das ist zum Einen darin begründet, dass die  theoretische Möglichkeit besteht, ein solches zur Steuerung modernerer Motoren (für die Einspritzung etc.) verwendetes und in aller Regel mit empfindlicher Mikroelektronik versehenes Gerät, von außen über eine gewisse Distanz außer Betrieb zu setzen und damit das Fahrzeug sozusagen ferngesteuert stillzulegen – Stichwort EMP, elektromagnetischer Impuls (englisch: Electromagnetic Puls). Zum Anderen stellt ein solches Bauteil im Falle eines Defekts – unabhängig davon wie dieser entstand – eine nicht in Eigenleistung (nötigenfalls durch Improvisation) zu ersetzende Funktionseinheit dar, die zum Betrieb des Fahrzeugs aber essenziell ist und für die ein Ersatz, je nach Aufenthaltsort und Situation, nur schwer, teuer und langwierig oder eben auch gar nicht beschafft werden kann. Das empfinden viele heutige Liebhaber solcher Gefährte, die gerne alles selbst erledigen können wollen und für alle Eventuallitäten gewappnet sein möchten, als schwerwiegenden Nachteil.

Welche Unimog haben ein Steuergerät und welche nicht?
Wie sieht es nun mit solchen Steuergeräten bei den älteren und auch den neueren Unimog-Baureihen aus? Während Motorsteuerungen insbesondere bei Dieseln im Bereich der PKW bereits ab Anfang der Siebzigerjahre des letzten Jahrhunderts Verbreitung fanden, hielten sie bei Nutzfahrzeugen erst ab den Neunzigern flächendeckend Einzug, da bei diesen weniger Wert auf die Laufkultur und die Effizienz des Motors gelegt wurde und erst neuere gesetzliche Vorgaben zu den Emmissionen den Einsatz erzwangen. Die historischen Unimog bis Erscheinungsjahr 1976 (gesamte obere Tabelle) haben alle kein Motorsteuergerät. Von den neueren Baureihen (untere Tabelle) sind folgende ebenfalls noch frei von einem solchen elektronischen Bauteil zur Steuerung des Motors: Unimog 407, 417, 427, Unimog 437.1 und Unimog 418. Beim Exoten Unimog 409 haben jene Varianten mit dem Motor OM601 kein Motorsteuergerät, während die mit OM602 bereits eines haben. Der Unimog 408 sowie alle Varianten von Unimog 405 und Unimog 437.4 haben ein Motorsteuergerät.

Grob kann man also sagen, dass Unimog mit Baujahr vor der Jahrtausendwende kein Motorsteuergerät haben (Ausnahmen: Baureihen 408 und 409 mit Motor OM602) und Unimog mit Baujahr ab der Jahrtausendwende haben ein Motorsteuergerät (Ausnahmen: die bis 2003/2002 genauten Baureihe 437.1 und 427).

Weitere Erwägungen zum Thema Expeditionsmobil:
In diesem Beitrag geht es unter anderem ebenfalls um Wohnaufbauten und den Einsatz des Unimog 404 als Expeditionsmobil.

 

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