Erklärung der Unimog-Typenbezeichnungen

Bei der Namensgebung von Unimog-Fahrzeugen blickt selbst so mancher alte Hase nicht wirklich durch, da sie etwas verwirrend und nicht ganz eindeutig ist und da sie sich zudem zur Jahrtausendwende auch nochmal geändert hat. Dieser Artikel hier ist der Versuch einer Klärung.

Vorbemerkung:
Eigentlich ist die Bezeichnung „Unimog“ als Abkürzung (Universal-Motor-Gerät) stets in Großbuchstaben zu schreiben, also „UNIMOG“. Auf dieser Website verzichten wir jedoch darauf, stets diese auffällige und den Lesefluss etwas störende Schreibweise zu verwenden.

Bezeichnung der Unimog-Baureihen:
Der erste Serien-Unimog hieß, als er noch bei der Firma Gebr. Böhringer in Göppingen gebaut wurde, Unimog 70.200 und wird aufgrund seiner Herkunft heute auch „Böhringer-Unimog“ genannt. Er wurde nur 600 Mal gebaut und ist mittlerweile ein beliebtes Sammlerstück. Als seine Produktion dann ins Mercedes-Werk Gaggenau umzog, wurde er nur geringfügig verändert und in Unimog 2010 umbenannt. Alle Unimog danach – beginnend mit dem Unimog 401 – bekamen dann aber eine mit der Ziffer 4 beginnende dreistellige Zahl, die die sogenannte Baureihe spezifiziert, also den Fahrzeugtyp innerhalb der Unimog-Fahrzeugfamilie.

Weitere drei Ziffern für das Baumuster:
Zudem gibt es die sogenannten Baumuster, also Varianten innerhalb der Baureihen, die sich durch den Motor, den Radstand sowie das Führerhaus (offen, geschlossen) und manchmal auch in weiteren Punkten voneinander unterscheiden. Diese Baumuster werden durch drei zusätzliche Ziffern hinter den drei Baureihen-Ziffern, durch einen Punkt von diesen getrennt, dargestellt.

Sechs Ziffern spezifizieren einen Unimog:
Die aus sechs Ziffern bestehende Zahl, mit den ersten drei Stellen für die Baureihe ( = Typ), dann einem Punkt, gefolgt von dem zweiten Block mit drei Ziffern für das Baumuster ( = Variante / Modell), spezifizieren in Summe also die genaue Typvariante des Fahrzeugs. … Meist stehen diese zusätzlichen drei Ziffern aber bei der Benennung des jeweiligen Unimog nicht mit dabei und werden nur in den Unterlagen des Fahrzeugs angegeben. Wenn über einen Unimog geschrieben oder gesprochen wird, beschränkt man sich bei der Bezeichnung des Fahrzeugs in der Regel auf „Unimog“, gefolgt von der dreistelligen Baureihenzahl, also zum Beispiel „Unimog 404“. Alternativ verwendet man aber auch die jeweilige „U-Bezeichnung“ (Modellname, Verkaufsbezeichnung), auf die gleich noch näher eingegangen wird.

Mit diesen sechs Ziffern beginnt auch die Fahrgestellnummer:
Die soeben beschriebenen sechs Ziffern bilden auch den Anfang der Fahrgestellnummer aller Unimog der 4er-Baureihen, deren restliche Ziffern dann die Durchnummerierung der hergestellten Einheiten darstellen, oft auch kombiniert mit Ziffern für das Baujahr. Auch bei den ersten beiden Baureihen Unimog 70.200 und Unimog 2010 beginnt die Fahrgestellnummer mit den Zahlen ihres Namens, ebenfalls gefolgt von einer Durchnummerierung und dem Herstellungsjahr. Im Detail unterscheiden sich die Schemata des Aufbaus der Fahrgestellnummern der historischen Unimog-Baureihen. Diese Details sind den jeweiligen Baureihen-Websites zu entnehmen (siehe Links im Fußbereich der Seite), unter dem Menüpunkt „Typenkunde“.

Manchmal nur eine Stelle nach dem Punkt:
Bei einigen Unimog-Baureihen, zum Beispiel beim Unimog 404, wird manchmal die erste der drei zusätzlichen Ziffern für das Baumuster noch mitangegeben bei der Baureihen-Benennung, also zum Beispiel Unimog 404.0 oder Unimog 404.1. So werden Baumusterlinien zusammengefasst, also eine Anzahl von Baumustern/Varianten, die mit der entsprechenden Ziffer beginnen. Siehe hierzu auch den Beitrag „Baumustervielfalt beim Unimog 404“.

Die zusätzlichen „U-Bezeichnungen“ (Modellnamen):
Zugleich gibt es für jeden Unimog aber auch noch eine mit dem einzelnen Buchstaben „U“ beginnende Bezeichnung, die man auch als eine Art „Verkaufsbezeichnung“ oder „Modellname“ ansehen kann. Bei dieser Bezeichnung folgt dem „U“ eine Zahl, die bei den Unimog-Baureihen bis etwa zur Jahrtausendwende entweder direkt oder um die letzte Ziffer gekürzt die PS-Leistung des Motors angibt. Der U82, eine Variante der Baureihe Unimog 404, hat also 82 PS und der U1300L, eine Variante des Unimog 435, hat 130 PS. Das L beim U1300L deutet zusätzlich auf die Langversion (langer Radstand) des Baumusters/Modells hin. Bei einigen Baureihen können an dieser Stelle auch andere Buchstaben für andere Eigenschaften stehen. Oft wird aber statt „U“ auch „Unimog“ geschrieben, auch auf den Fahrzeugen selbst. Also zum Beispiel „Unimog 1300L“. Das ist dann sozusagen die detailliertere Bezeichnung für ein Fahrzeug der Baureihe Unimog 435 und spezifiziert ihn als das Baumuster 435.115.

Uneindeutigkeit der U-Modellnamen:
Dass in Form dieser soeben erläuterten zusätzlichen Bezeichnungen sozusagen ein zweiter Name für alle Unimog-Modelle existiert, macht die Sache nicht einfacher. Erschwerend kommt aber auch noch Folgendes hinzu:  Leider wurden diese Modellbezeichnungen in einigen Fällen auch mehrfach vergeben, so dass nicht mal die Baureihe des gemeinten Fahrzeugs  daraus eindeutig ablesbar ist. Beispiel: Abhängig vom genauen Baumuster und der damit einhergehenden Motorisierung wird der Unimog 404 gemäß dem oben beschriebenen Schema der U-Bezeichnungen auch U80, U82 oder U110 genannt. Neben dem Unimog 404 existiert aber auch in den Baureihen Unimog 406 (ab 1963), Unimog 416 (ab 1965) und Unimog 413 (ab 1969) jeweils ein Baumuster mit der Bezeichnung „U80“, weil all diese Fahrzeuge 80 PS haben. Bei einem U80 kann es sich also um eine von vier verschiedenen Unimog-Baureihen handeln, was natürlich potentiell für Verwirrung sorgt.

Verwechslungsgefahr mit Baureihenbezeichnung:
Zusätzlich irritierend ist, dass die herkömmlichen Baureihenbezeichnungen in Publikationen über Unimog-Fahrzeuge manchmal abgekürzt geschrieben werden. Beispiel: U 404 oder U 406 als gängige kürzere Schreibweise für Unimog 404 oder Unimog 406. Diese verkürzte, zwar nicht offizielle, aber dennoch recht verbreitete Schreibweise, bei der die Zahl hinter dem U die Baureihe angibt, ist dann leicht zu verwechseln mit den eben erläuterten U-Bezeichnungen zur Baumuster-Unterscheidung, bei denen die Zahl hinter dem U die PS-Leistung und somit letztlich die Motorvariante innerhalb einer Baureihe angibt. Zu allem Überfluss beginnen einige der U-Bezeichnungen von neueren Unimog aus der Zeit nach der Jahrtausendwende mit der Ziffer 4, womit ja auch alle Baureihenzahlen anfangen. Und zur Krönung sind diese neuen „U-Nummern“ seit der Jahrtausendwende teilweise auch noch dreistellig, genau wie die Baureihenbezeichungen, und sie überschneiden sich in mindestens einem Fall sogar mit diesen: So gibt es den 2013 erschienenen U427, eine Variante der Baureihe Unimog 405. Seit 1988 gibt es aber auch bereits die Baureihe Unimog 427. Abgekürzt wird Letzterer manchmal U 427 genannt. Zwar hat man es bei der 2013 erschienenen Variante der Baureihe 405 vermieden, die U-Bezeichnung (also Modellbezeichnung) auf dem Fahrzeug anzubringen und schon gar nicht mit ausgeschriebenem „Unimog“, dennoch sind solche Namensgleichheiten natürlich verwirrend.

„U-Bezeichnungen“ haben sich bei einigen neueren Modellen dennoch als hauptsächlich verwendeter Name etabliert:
Die „U-Bezeichnungen“ eignen sich durch ihre teilweise Uneindeutigkeit also eigentlich nur wenig zur hauptsächlichen Benennung von Unimog-Fahrzeugen, sondern allenfalls als Zusatz zur Baureihennummer, zwecks genauer Spezifizierung des Modells. Wobei eine solche genaue Spezifizierung ja aber auch bereits mit den weiter oben beschriebenen insgesamt sechs Ziffern, drei für die Baureihe und drei für das Baumuster, möglich ist. Die „U-Bezeichnungen“ sind vermutlich eine Idee der Marketing-Abteilung von Daimler, der die sechs Ziffern zu schnöde oder spröde waren. Ob man dabei wirklich ein „glückliches Händchen“ hatte, darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein. Bei vielen neueren Modellen, bei denen diese U-Bezeichnungen eindeutig sind und nicht auch noch für weitere Baureihen vergeben wurden, haben sie sich jedenfalls dennoch als hauptsächlicher und zumeist alleine, ohne die Baureihenbezeichnung verwendeter Name durchgesetzt. Das ist zum Beispiel beim U1300L der Fall, einer Variante der Baureihe Unimog 435. Mehr zu diesem Nachfolger des Unimog 404 finden Sie auf dieser Website hier unter Alternativen zum Unimog 404 und natürlich auf der zugehörigen Baureihen-Website zum Unimog 435

Sonderfall Unimog 404 mit seinem Zusatznamen Unimog-S:
Der Unimog 404 wird auch Unimog-S genannt, wobei das S für Sonderfahrzeug steht, in Abgrenzung zu den vorherigen Unimog, die für den landwirtschaftlichen Einsatz entwickelt und gebaut wurden, während der Unimog 404 explizit als hochgeländegängiger LKW für das Militär konzipiert wurde. Als erster militärischer Unimog, zudem mit Benzinmotor statt Dieselmotor ausgestattet, außerdem breiter, länger und schneller als die davor entwickelten Baureihen, war der Unimog 404 aus damaliger Sicht durchaus tatsächlich ein „Sonderfahrzeug“. Zudem begann seine Entwicklung im Jahr 1952 zu einer Zeit, als die mit der Ziffer 4 beginnenden Baureihennummern noch nicht eingeführt und zugeordnet waren. … Die beiden zur Verfügung stehenden Bezeichnungen S und 404 sorgten beim Unimog 404 dafür, dass auch die Kombinationen davon Verwendung fanden und bis heute finden, also Unimog S 404 oder Unimog 404 S. Eigentlich ist das „doppelt gemoppelt“, wie man so schön sagt, und daher unnötig. Dennoch hat S 404 sogar Einzug in entsprechende Datenbanken gefunden, aus denen anhand der Typschlüsselnummer der Eintrag der Fahrzeugbezeichnung in den Fahrzeugscheinen generiert wird. Nach Eingabe der Herstellerschlüsselnummer (HSN) 0009 für Mercedes-Benz und der Typschlüsselnummer (TSN) 160 in die entsprechenden Systeme bei der Zulassungsstelle wird als Fahrzeugbezeichnung „Unimog S 404.1“ in den Schein eingetragen. … Diese Website hier ist gemäß der früheren Schreibweise seitens Daimler-Benz aber neben dem Domainnamen Unimog404.de zusätzlich auch unter dem Namen Unimog-S.de erreichbar und auch noch unter weiteren Namensvarianten. … Im letzten Absatz des  zweiten Teils der Typenkunde wird noch etwas genauer auf die Namensvielfalt beim 404er eingegangen und darauf, wie sie sich beispielsweise in Form der Titel der technische Literatur zu dem Fahrzeug ausdrückte (z.B. Betriebsanleitungen) und welche Folgen die vielen Namen auch heutzutage noch bei der Suche nach Informationen im Internet haben.

Neues Namensschema nach der Jahrtausendwende:
Etwa zur Jahrtausendwende wurde dann von dem hier beschriebenen Schema zur Benennung der Unimog-Fahrzeuge abgerückt. Die Modellpolitik bis dato, mit ihrer großen Fertigungstiefe und zu wenigen Gleichteilen unter den Baureihen, war unrentabel geworden und musste geändert werden. Gleichzeitig erfolgte die Änderung des Benennungsschemas. Auch wurde die Produktion des Unimog im Jahr 2002 vom Werk Gaggenau in das Werk in Wörth verlegt. Seitdem gibt nur noch die Baureihen 437.4 und 405. Als Namenszusätze zur näheren Spezifizierung kommen folgende 3-Buchstaben-Kürzel hinzu:

  • UGN: Unimog-Geräteträger-Neu
  • UHN: Unimog-Hochgeländegängig-Neu
  • LUG: Leichter-Unimog-Geräteträger
  • UGE: Unimog-Geräteträger-Evolution (Euro6)
  • UHE: Unimog-Hochgeländegängig-Evolution (Euro6)

Die Zahlen der nach wie vor zusätzlich verwendeten „U-Bezeichnungen“ (Verkaufsbezeichnungen) für die einzelnen Modelle korrelieren im neuen Namensschema in der Regel nicht mehr mit der Motorleistung in PS. Bei einigen Modellen ist man jedoch seit 2014 wieder dazu übergegangen, die Leistung in PS in Form der letzten beiden Ziffern der 4-stelligen Zahl doch wieder anzugeben, so zum Beispiel beim U4023, einer Variante des Unimog 437.4 UHE (Baumuster 437.427) mit 230 PS statt den 218 PS des Vorgängers U4000. Die beiden letzten Ziffern geben also einen Zehntel der PS-Leistung wieder. Mit diesen mehrfache Änderungen des ohnehin bereits mit Tücken versehenen Namensschemas haben die Verwirrungen die davon ausgehen nun endlich ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. 

 

NÄCHSTER ABSCHNITT:
Im nun folgenden letzten Abschnitt der Einführung geht es um die grundlegende baureihenübergreifende Unimog-Technik.

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