Der Name UNIMOG steht ja generell bereits für besondere Fahrzeuge mit einzigartigen Fähigkeiten. Die Baureihe Unimog 404 ist aber selbst innerhalb dieser Fahrzeugfamilie mit ihrem weltweit legendären Ruf nochmal eine Besonderheit. Warum das so ist, erläutere ich in dieser Beitrag, der den Einstieg in den Bereich Sonstiges bildet und der durchaus auch ein wenig zum Kauf eines solchen Oldtimers motivieren soll.
Ein Kind seiner Zeit
Die Spezifika des 404, die ihn heute selbst von seinen Angehörigen aus der Unimog-Fahrzeugfamilie nochmal in positiver Weise abheben – zumindest seine Eignung für viele typische private Verwendungszwecke betreffend – hängen mit seinem frühen Erscheinen zusammen, dies sei bereits an dieser Stelle verraten. Dass schon 1953, also keine 10 Jahre nach Kriegsende, die Entwicklung und ab 1955 dann die Serienproduktion eines militärischen Fahrzeugs auf deutschem Boden überhaupt seitens der Siegermächte genehmigt wurde, ist dem Umstand zu verdanken, dass es mit dem französischen Militär eine dieser Besatzungsmächte war, die dies, von einer zufälligen Sichtung anderer Unimog-Fahrzeuge ausgelöst, in Gang setzte, und nicht etwa die Deutschen selbst. Zur damaligen Zeit wurden Nutzfahrzeuge noch nicht so groß und schwer gebaut wie in späteren Jahren und zudem waren sie mit einfacher, aber solider und recht einfach instandzuhaltender Technik versehen. Bereits knapp 10 Jahre später war die allgemeine Entwicklung dergestalt, dass auch Nutzfahrzeuge, wie zuvor schon die PKW, ein gutes Stück komplexer konzipiert wurden, vor allem mit insgesamt mehr Funktionen wie etwa Lenkkraftunterstützung und Bremskraftunterstützung und dergleichen, wodurch sie mit mehr beziehungsweise mit komplexeren Bauteilen versehen waren. Nochmal etwa 10 Jahre danach wurden sie neben weiteren Verkomplizierungen in den Abmessungen durchschnittlich eine ganze Nummer größer. … Es war also nur ein recht kleines Zeitfenster, in dem Lastkraftwagen üblicherweise derart kompakt und einfach aufgebaut waren.
Viel LKW für wenig Geld
Wenn man sich bei der Suche nach einem Unimog 404 am Gebrauchtmarkt etwas Zeit lässt, ist man ab circa 6000 Euro für ein sofort fahrbereites Exemplar in solidem mittlerem Zustand dabei. Falls man bereit ist, etwas Arbeit reinzustecken, kann man sogar für noch deutlich weniger einsteigen. Das ist wirklich fast unschlagbar günstig für einen legendären Oldtimer mit diesen Fähigkeiten. Man erhält dafür mehr LKW (massive kriegstaugliche Materialien), mehr Fahrspaß (maximale Geländegängigkeit) und mehr Verwendungsmöglichkeiten als mit jedem anderen historischen 4×4-LKW und erst recht als mit modernen Allrad-LKW. Dabei sind es vor allem die vielfältigen Möglichkeiten seiner Verwendung, die ihn selbst von seinen Familienangehörigen abheben. Auf diese entscheidenden Punkte gehe ich gleich noch näher ein, aber um die Unterschiede herauszuarbeiten, schauen wir uns vorher zunächst noch die möglichen Alternativen innerhalb der Unimog-Fahrzeugfamilie etwas genauer an. Alle Fahrzeuge anderer Marken scheitern ohnhin ealleine schon an den Geländefähigkeiten, daher lassen wir diese gleich außen vor.
Vergleich mit andern historischen Unimog
Bereits der 1965 erschienene Unimog 416 – der zeitlich unmittelbare Nachfolger des Unimog 404 in seiner Größenklasse, eine Langversion des 1963 herausgekommenen Unimog 406 – ist zwar in Sachen Abmessungen (Radstand, Spurweite) mit dem Unimog 404 nahezu identisch, aber beim Gewicht legt er bereits einiges drauf. Das alleine wäre noch nicht entscheidend, aber durch die komplexere Technik, insbesondere den großvolumigen LKW-Motor OM352 sowie die verbaute Lenk- und Bremskraftunterstützung, und aufgrund des etwas geringeren durchschnittlichen Alters gebrauchter 416er gegenüber 404ern, ist bei ihm alles eine ganze Nummer kostspieliger und vor allem auch bereits deutlich weniger „schrauberfreundlich“. Hinzu kommt, dass es quasi keine Unimog 416 mit Kofferaufbau am Gebrauchtmarkt gibt, was seine Verwendungsmöglichkeit ausgerechnet im heutzutage so beliebten Bereich der bewohnbaren Fahrzeuge (siehe auch Unimog 404 als Expeditionsmobil) einschränkt beziehungsweise diese Option gegenüber dem Unimog 404 zumindest deutlich aufwendiger macht. Denn ein Kofferaufbau muss hierfür zusätzlich erworben und mit einem Zwischenrahmen in geeigneter (verwindungsfähiger) Weise am Fahrgestell befestigt werden. … Soviel zum Unimog 416. … Der offizielle Nachfolger des Unimog 404, die 1975 erschienene Baureihe Unimog 435, die als Modell U1300L seine Nachfolge bei der Bundeswehr antrat, ist ein regelrechter Koloss gegenüber dem Unimog 404, sowohl was seine Maße angeht als auch die Kosten betreffend. Beim Gewicht und den Abmessungen ist er insbesondere durch die Breite und Höhe bereits eine andere Kategorie von Fahrzeug. Zudem spielt er in einer völlig anderen Kostenliga: Erstens durch die weit wuchtigere und auch bereits wesentlich komplexere Technik, die ihn zudem auch weit weniger gut für den schraubenden Besitzer beherrschbar macht, was Instandhaltung und Reparaturen angeht. Zweitens durch die damit zusammenhängenden deutlich höheren Betriebskosten. Und drittens natürlich durch die ein gutes Stück höheren Anschaffungskosten, die neben den gerade genannten technischen Umständen natürlich auch der Tatsache geschuldet sind, dass die Exemplare am Gebrauchtmarkt gegenüber dem Unimog 404 durchschnittlich deutlich jünger sind. … In Sachen Spritverbrauch geben sich die drei Baureihen 435, 416 und 404 übrigens nicht viel. Das größere Gewicht der ersten beiden macht die höhere Effizienz von deren Dieselaggregaten gegenüber dem angestrengten Benziner im dafür aber leichteren Unimog 404 wieder zunichte.
Langer Rede kurzer Sinn
Nun habe ich mich „von hinten durch die Brust ins Auge“ dem genähert, worauf ich eigentlich hinauswill, und es dabei natürlich auch ein Stück weit schon verraten, aber noch nicht ganz: Der Unimog 404 ist nicht nur zusammen mit seinen Nachfolgern der Baureihen 416, 435 und später dann dem 437 der geländegängigste LKW jenseits von Kettenfahrzeugen und in dieser Hinsicht quasi weltweit eine Klasse für sich, sondern er ist innerhalb dieser Sonderliga das mit ziemlich großem Abstand günstigste, das durch die einfache Technik insgesamt notfalltauglichste und schrauberfreundlichste sowie aber auch das leichteste und kompakteste Fahrzeug! Die letztgenannten Eigenschaften, Gewicht und Abmessungen, sind insbesondere bei der Verwendung in unseren Breiten ein Vorteil mit enormen, kaum überzubewertenden Auswirkungen, denn sie sind entscheidend für die tatsächlichen Verwendungsmöglichkeiten jenseits der Theorie! Das liegt an den hierzulande innerorts häufig sehr engen Straßen und vor allem aber an den außerorts oft mit nur wenig „lichtem Raum“ in der darüberliegenden Vegetation versehenen, meist kaum mehr als etwa 2 Meter breiten Feld-, Wald-, Forst- und Wirtschaftswegen, zu denen es Offroader ja natürlicherweise hinzieht. Vielerorts ist Kompaktheit die unabdingbare Voraussetzung dafür, ein Fahrzeug überhaupt dort bewegen zu können! Neben der Breite, die bereits jenseits von etwa 2,2 Metern im Fahralltag auf besagten Wegen zu einem echten Problem werden kann, und einer möglichst wendekreisfreundlichen Länge, geht es vor allem(!) auch um eine möglichst geringe Höhe, denn schließlich will und sollte man ja keine Schneisen hinterlassen. Zumal es einen ja gelegentlich auch mal – aus Versehen natürlich – auf Wege verschlägt, die eigentlich nicht für diese Art der Nutzung vorgesehen sind und auf denen man keine Spuren in Form von Verwüstungen hinterlassen will und darf. Ganz abgesehen davon, dass je nach Stärke des Geästs selbst ein Unimog auf die Dauer an die Grenzen seiner Unversehrtheit kommt. … Ein 404er hat die richtige Größe, um auf Nebenstraßen einfach mal spontan draufloszufahren und hier und da mal ins Grün einzubiegen. Auf gut Glück, sehen, wie weit man kommt. Mit einem Unimog 435 hingegen muss man die Touren genau planen und die Wege zuvor am besten mit einem kleineren Fahrzeug abfahren (Achtung: Widerspruch! Man will mit dem Mog ja da lang, wo andere Fahrzeuge eher nicht weiterkommen.) oder notfalls eben zu Fuß abgehen. Völlig unpraktikabel! Der 435 ist einfach zu wuchtig in Sachen Höhe und Breite. Die hierzulande damit befahrbaren Wege schränken sich daher ganz extrem ein. Ein 416 kommt für eine solche Tour zwar in Frage, vergleichbar dem 404, er ist technisch ebenbürtig (Geländegängigkeit, Kompaktheit) und dabei sogar etwas komfortabler (Lenkhilfe, Druckluftbremsen), aber er ist eben auch deutlich teurer und weniger schrauberfreundlich, wodurch er insgesamt für diese Art der privaten Nutzung gegenüber einem 404 nur die zweitbeste Lösung darstellt. Es sei denn, Finanzen spielen bei der Anschaffung und Instandhaltung sowie bei Reparaturen keine Rolle und eine möglichst große Autarkie bei den beiden letztgenannten Punkten (also Schrauberfreundlichkeit) steht nicht im Vordergrund.
Weltenbummelei nur unter Vorbehalt …
Auf großer Weltreise in der marokkanischen Wüste oder in der Serengeti mag das alles ganz anders aussehen! Dort kann man problemlos auch etwas wuchtiger daherkommen und für die Reise dorthin wünscht man es sich vielleicht auch insgesamt etwas komfortabler und benötigt auch den größeren Innenraum und man ist auch gerne bereit, entsprechend mehr Geld auszugeben. Dafür wählt man also eher einen Unimog 435, vielleicht auch die Baureihe 416 oder eben ein moderneres Fahrzeug wie einen 437. (Wobei aber nicht wenige Unimog 404 auch zu Weltreisen benutzt wurden und einige es noch immer werden. Es geht also! Jedoch zugegebenermaßen mit grenzwertig wenig Komfort.) … Meine eben herausgearbeiteten Punkte gelten also nicht für alle Einsatzzwecke und kehren sich auf großer Weltreise sogar teils ins Gegenteil um. Aber wie viele von uns gehen wirklich auf Weltreise???
… für vieles andere aber die insgesamt beste Lösung!
Als Spaßmobil, angeschafft aus Freude an der Technik und an den unübertrefflichen Geländefähigkeiten sowie gegebenenfalls auch als Fahrzeug für eventuelle Notfälle und als „Expeditionsfahrzeug“ für die eher nähere als fernere Umgebung (Mitteleuropa) oder auch einfach nur als gelegentliches Schlechtwege-Wohnmobil, um fernab der üblichen Womo-Ansammlungen irgendwo stehen zu können, wo sonst niemand hinkommt, eignet sich der Unimog 404 bestens und ist dabei die mit Abstand günstigste und damit insgesamt betrachtet auch beste Lösung für diese Art von Verwendungszwecken.
Mit B-Führerschein fahrbar – also auch für Jüngere geeignet
Dass der 404 je nach Aufbau sogar unter 3,5 Tonnen Zulassungsgewicht (inkl. der zu beachtenden vorgeschriebenen Hinzurechnungen) kommen kann und somit mit einem B-Führerschein, wie man ihn seit 1993 bekommt, gefahren werden darf, kommt als i-Tüpfelchen noch hinzu. Zur HU muss man dann auch nur noch alle 2 Jahre, statt jährlich. Zugegebenermaßen klappt das 3,5t-Ablasten am einfachsten ohne Koffer, also bei einem nicht bewohnbaren Unimog 404. Wobei es aber auch mit Wohnkoffer möglich ist und schon oft umgesetzt wurde, zumeist aber nicht mit dem schweren Funkkoffer der Bundeswehr, sondern mit einer leichteren nichtmilitärischen Variante. Es gibt aber auch einzelne Fälle, in denen es mit einem bewohnbar gemachten originalen Funkkoffer geradeso geklappt hat, sozusagen aufs Gramm genau. Einen Unimog 416 bekommt man ebenfalls je nach Aufbau ganz knapp unter die 3,5 Tonnen, aber in jedem Fall nur ohne einen Wohnkoffer. Bewohnbare 416er unter 3,5t sind mir nicht bekannt. Der Unimog 435 wiegt immer über 3,5 Tonnen, auch schon nur als Kabine mit Fahrgestell. Hierfür ist also zwingend der alte 3er Führerschein von Nöten oder zum B-Führerschein zusätzlich der C1 (oder höher).
Jedem Tierchen sein Pläsierchen
Dass ich ein großer Freund des Unimog 404 bin, dürfte auf der Hand liegen. Diese Website hier und das eigene Exemplar vor der Tür sprechen für sich. Meine hier getätigten Aussagen mache ich vor dem subjektiven Hintergrund dieser Begeisterung und auch im Hinblick auf die von meiner Partnerin und mir bevorzugte Art der Nutzung dieses Fahrzeugs, als eine Art Gelegenheits-Offroad-Wohn-Spaß-Notfallmobil, neben unserem herkömmlichen Kastenwagen-Wohnmobil (siehe hier). Andere mögen dies alles völlig anders sehen – versteht sich! Zwar denke ich, zumindest im Hinblick auf eine möglichst kostengünstige und vom „ Do-it-yourself“-Gedanken beseelte Nutzung in der hier beschriebenen Art, einige nicht ganz von der Hand zu weisende objektive Vorteile der Baureihe 404 aufgezählt zu haben, aber natürlich spielen auch dabei dennoch einige subjektive Einschätzungen eine Rolle, weshalb ich keinerlei Anspruch auf diesbezügliche letztgültige Wahrheiten erhebe und jedem SEIN Lieblingsfahrzeug, das aus welchen Gründen auch immer für das allerbeste gehalten wird, sehr gerne belasse. 😎